Die Parodontitis ist nicht in erster Linie ein Problem der "bösen Keime". Sie ist auch ein "Wirtsproblem". Ein wesentlicher Aspekt bei der Stärkung der Allgemeingesundheit ist die Ernährung. Eine Studie zeigte, dass Patienten, die unter schwer beherrschbaren Entzündungen litten, die Entzündungen in den Griff bekamen, wenn sie einige Wochen auf Zivilisationskost verzichteten und sich ausschließlich von einer "Steinzeitdiät" ernährten. Man versteht darunter eine Ernährung ohne industriell hergestellte Nahrungsmittel, Fleisch (bevorzugt vom Wild), Fisch, Meeresfrüchte, Eier, Obst, Gemüse , Pilzen, Nüssen, Esskastanien und Honig, ausschließlich gewürzt mit Kräutern.
Natürlich ist dies nicht die einzige gesunde Ernährung aber man kann davon ausgehen, dass jede Ernährung, die der Allgemeingesundheit dient auch einen positiven Effekt auf die Parodontitis hat.
Viele Jahre lang wurden sehr einseitige Ernährungsempfehlungen propagiert. Weil Blutfette und Cholesterin das Auftreten von Arteriosklerose und Herzinfarkt beeinflussen, wurden tierische Fette eingespart, Margarine und fettarme Lebensmittel propagiert. Gerade in Ländern in denen die Fette besonders verteufelt wurden wie den USA stieg der Anteil der Übergewichtigen in der Bevölkerung aber dennoch an, weil parallel der Zuckerkonsum deutlich anstieg. Neuere Untersuchungen bezüglich des Typ II - Diabetes zeigen, dass die Blutzuckerspitzen und das Übergewicht schädlicher sind als die Zuckermenge. Andere Untersuchungen legen nahe, dass auch andere chronische Erkrankungen durch die Vermeidung dieser Blutzuckerspitzen günstig beeinflusst werden. Auf der Basis dieser Erkenntnisse haben sich die Ernährungsempfehlungen in den letzten Jahren wieder mehr von der Fettreduzierung auf die Einschränkung schnell verfügbarer Kohlehydrate verschoben. Daraus können dann auch für die Parodontitis einige Empfehlungen abgeleitet werden.
Süß ist nicht gleich süß. Von Diabetologen wird zwar mit Recht darauf hingewiesen, dass auch übermäßiger Genuss von Obst den Diabetes ungünstig beeinflussen kann. Die Blutzuckerspitzen, die am schädlichsten sind, werden aber vor allem von den schnell verfügbaren raffinierten Zuckern und Weißmehlprodukten ausgelöst. Diese Blutzuckerspitzen sind besonders schädlich, wenn Entzündungen bestehen, also auch bei Parodontitis.
Bei allen anderen Zuckern und Vollkornbrot verläuft der Zuckeranstieg langsamer.
Kohlehydrate sind aber grundsätzlich die Ursache für Übergewicht, noch stärker als die Fette. Deshalb hat die Light-Welle nicht zu einer Reduktion der Übergewichtigen in der Bevölkerung
geführt.
Gemüse ist der wichtigste Lieferant von Vitaminen und Mineralien. Was die wenigsten wissen: Gemüse ist auch ein Eiweißlieferant. Eine gute Kombination verschiedener Eiweißträger sorgt
dafür, dass auch Vegetarier nicht in einen Eiweißmangel kommen, der ebenfalls gesundheitliche Auswirkungen hat. Vegetarier leben aber nicht zwangsläufig gesünder.
Mageres Fleisch hat durchaus einen positiven Effekt auf die Blutfette und damit auf die Entstehung von Herz-Kreislauferkrankungen. Zuviel Eiweiß kann aber zu einer Verdickung der Zellmembranen
führen und den Stoffaustausch der Zelle behindern. Das kann am Zahnfleisch zu einer Verdickung führen.
Wer sich aber nicht nur einseitig ernährt, läuft eher nicht Gefahr zu viel Eiweiß aufzunehmen.
Die häufigste andere Ursache für eine Verdickung des Zahnfleischs sind Medikamente.
Literatur:
Keenan JM, Morris DH. Hypercholesterolemia. Dietary advice for patients regarding meat. Postgrad Med 1995; 98: 113–14, 7–8, 20–21
Was mit einer konsequenten Parodontitistherapie mit regelmäßigen Recall-Sitzungen zu erreichen ist, lesen Sie hier. (Bitte Klicken)